Martin

Weihnachten ist noch gar nicht so lange her und da lag doch bestimmt auch das ein oder andere Paar selbst gestrickter Socken von der Oma unter dem Baum. Klischee oder nicht? Omas, die stricken, Opas, die den ganzen Tag ihre Zeitung lesen, Zierdeckchen – das sind die Bilder, die wir mit Seniorinnen und Senioren verbinden und das sind genau die Bilder, die wir hinterfragen sollten. Genauso wie nämlich die Omas und Opas dieser Welt scheinbar ständig über die junge Generation schimpfen, halten wir junge Generation uns auch nicht gerade mit Verallgemeinerungen gegenüber den Älteren zurück.
Martin arbeitet als Teamleiter für die Bezirke 12 und 15 beim KWP – dem Kuratorium Wiener Pensionistenklubs und ist mit uns ein paar Klischees auf den Grund gegangen.

Häkelkurs für Anfänger?

Kommt das verstaubte Bild der PensionistInnenklubs von den SeniorInnen selbst oder doch umgekehrt? Vermutlich ist das ähnlich wie beim Henne-Ei-Problem, nicht vollständig nachzuvollziehen. Was aber sehr wohl nachzuvollziehen ist, ist die Arbeit hinter den Kulissen der PensionistInnenklubs in Wien. Seit bereits zwei Jahren wird dort an einer Organisationsreform gearbeitet, die weg von hierarchischen Strukturen und hin zu einer Zusammenarbeit in Themenkreisen auf Augenhöhe möchte. Was bedeutet das?

„Was unterm Strich bei der Arbeit mit SeniorInnen rauskommt, ist viel wertvoller, weil es eben mit ExpertInnen entwickelt wurde.“

Als Beispiel nennt Martin etwa die Regenbogenparade im Juni. Der Regenbogentreff ist ein PensionistInnenklub in Wien, der queeren SeniorInnen einen safe space bietet, in dem sie sich treffen und austauschen können. Während zuerst bei der Planung vor allem jüngere Köpfe zusammengesessen sind und sich überlegten, welche Soundanlage am besten geeignet wäre, kamen durch das Einbeziehen der queeren SeniorInnen weit wichtigere Themen auf, wie etwa „Wo stehen Sitzmöglichkeiten bereit, brauchen wir Transportmittel, wo können wir uns abkühlen, wenn es zu heiß wird?“ Der Austausch zwischen den Generationen ist dabei vielleicht nicht immer der einfachste, aber notwendig um das beste für alle auf die Beine zu stellen.

Das macht 4 Danke, bitte!

PensionistInnenklubs erfüllen eine sehr wesentliche Rolle. Sie bieten Räume und Aktivitäten, für Menschen die, ja, alt sind, aber sich zudem auch oft alleine fühlen. Alte Menschen haben genauso Interessen und Bedürfnisse nach Unterhaltung, wie junge Menschen, auch wenn das gesamtgesellschaftlich gesehen oft untergeht. Durch PensionistInnenklubs wird es Menschen ermöglicht anhand verschiedenster Aktivitäten neue Leute kennenzulernen und Freundschaften aufzubauen.
Dieser Aspekt fiel die letzten zwei Jahre während der Coronapandemie weg und erholt sich nur schleppend. Um trotzdem für die SeniorInnen da zu sein, ihnen zuzuhören und sie nicht an die Einsamkeit zu verlieren, ließen sich die Betreuungsteams der Klubs einiges einfallen und arbeiteten oft über ihre eigenen Kapazitäten hinaus. Auch, wenn das, wie fast alle sozial Berufe, nicht ausreichend entlohnt wird, denn von einem „Danke“, kann man die Miete nicht bezahlen.

Martin hat uns von seinem Alltag in der Arbeit mit PensionistInnenklubs erzählt. Von Klischees und Herausforderungen, aber auch von vielen Dingen, die einem die Angst vorm Altwerden ein bisschen nehmen.

Mehr Infos zu den PensionistInnen Klubs findet ihr auf der Homepage pensionistenklubs.at. Falls ihr selbst gerne in einem der Klubs mithelfen wollt, könnt ihr Euch telefonisch unter +1 31399-170-112 informieren oder hier nähere Infos finden.

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