Willi

Das Lied über den Wiener Zentralfriedhof von Wolfgang Ambros, haben wohl viele im Ohr, wenn sie mit der Straßenbahn an den Ziegelmauern des Friedhofs vorbeifahren. Willi fährt an dem Gemäuer nicht nur vorbei. Er lebt und arbeitet am Zentralfriedhof als einer der Gärtner, die sich um die Gestaltung und Instandhaltung des Parks und der Gräber kümmern.

Es lebe der Zentralfriedhof

Für Bewohnerinnen und Bewohner von Simmering, ist ein Besuch am Zentralfriedhof nichts Ungewöhnliches. Er dient als Laufroute, Parkanlage, Treffpunkt um „auf einen Kaffee“ zu gehen. Wie aller Wiener Friedhöfe ist auch der Zentralfriedhof nicht nur als letzte Ruhestätte gestaltet, sondern soll auch als Grünfläche und Parkanlage mitten in der Stadt dienen, erzählt Willi. Der Zentralfriedhof war nach Abschluss seiner Ausbildung im Internat in Langenlois sein erster Arbeitsplatz. Heute leitet er die friedhofseigene Gärtnerei. Aber dabei hört es sich nicht aus. Geht man Willi besuchen und schaut aus seinem Wohnzimmerfenster, blickt man auf die weiten grünen Flächen des Friedhofs. Daran Taxifahrerinnen und Taxifahrern zu erklären, dass er sich mit seiner Heimadresse keinen Spaß erlaubt, hat er sich schon gewöhnt.

„Wien ist eine Großstadt, viele Menschen haben niemanden, sie haben keine tagtägliche Ansprache, sie haben dann halt die Nachbarin, den Postler und den Friedhofsgärtner.“

 Die Arbeit am Friedhof hat aber nicht nur eine botanische Komponente, wie man vielleicht annehmen könnte. Während seiner Arbeit hat Willi mit Menschen zu tun, die sich in einer emotionalen und verletzlichen Phase befinden. Sie trauern um einen Menschen, der ihnen nahegestanden ist. Er ist nicht nur derjenige, der das Grab pflegt, sondern auch derjenige, der in den Gesprächen rund um die Grabgestaltung sehr viel über die verstorbene Person und die Familie erfährt.

„Oft rennt man so schnell durchs Leben, man schaut, dass man seinen Alltag bewältigt, aber da hat man dann die Ruhe, dass man durchs zuhören oder einfach nur durchs da sein jemanden für wenigstens fünf Minuten eine Freude gemacht hat.“

Heit san olle wieder lustig

Wir kennen Willi schon eine ganze Weile und auch wir dachten zuerst, dass er es nicht ganz ernst meint als er uns erklärte, dass er am Zentralfriedhof wohnt. Wir haben ihn kennengelernt als Menschen mit positivem Blick auf das Leben. Wie geht das mit seiner Arbeit einher? Inwiefern nimmt er die Trauer der Menschen mit nach Hause? Und wie wird man eigentlich Friedhofsgärtner? Diese Fragen und noch einige mehr (wie etwa ob Gärtner Lieblingsblumen haben oder ein paar Weisheiten über unsere sterbenden Kakteen) könnt ihr euch in Willis Folge anhören.

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