Als wir die ersten Ideen zu „mit Milch und Zucker“ gesponnen haben, gab es auch eine kurze Zeit, in der wir darüber geredet haben ob wir eine Plattform für Frauen bieten wollen, auf der sie erzählen können, welche Übergriffe ihnen widerfahren sind. Wie man seit zwei Jahren hören kann, ist unser Konzept dann ein anderes geworden.
Glücklicherweise gibt es aber Dana, denn sie hat diese Idee selbst auch gehabt und sie verfolgt. Auf ihrer Plattform „yes you are creepy“ finden sich Geschichten von Frauen, die über ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung schreiben.
Schlüssel raus und schnell gehen
Es gibt Dinge, die sind so eine Art „weibliches Allgemeinwissen“. Wo setzt man sich in der Ubahn hin, um möglichst schnell wegzukommen? Steige ich in ein leeres Bahnabteil ein? Kann ich am Weg nach Hause trotz Musik im Ohr noch meine Umgebung wahrnehmen? Wie halte ich den Schlüssel am Besten in der Hand? All diese Dinge bekommt man schon als Mädchen gesagt – von Familienmitgliedern, Freundinnen oder Lehrerinnen. Das hat den Grund dass es wohl keine Frau gibt, die noch keine Erfahrungen mit Sexismus oder sexueller Belästigung gemacht hat.
„Es ist kein ‘Ist dir das schon mal passiert?‘ sondern ‘Wie alt warst du, als dir das passiert ist?'“
So entstand auch „yes your are creepy“. In einem Gespräch zwischen Dana und ihren Freundinnen, wurden Geschichten ausgetauscht, wie sie schon einmal Erfahrungen mit sexueller Belästigung gemacht hatten. Die Geschichten ähnelten sich, nur der Zeitpunkt war immer ein anderer.
Erziehungsmittel
In der Kommunikation um sexuelle Belästigung, wird oft die Frau in den Mittelpunkt gestellt. Was wir tun und nicht tun sollte, um Übergriffe zu verhindern. Gleichzeitig werden wir aber dazu angehalten immer nett und freundlich zu sein „weil der Typ wollte ja nichts Böses, nur deine Nummer.“ Selbst bei Übergriffen wird an Frauen die Erwartungshaltung gestellt, sich wehren zu müssen und laut zu schreien, denn sonst kann man im Nachhinein ja nicht sicher sagen, was denn passiert ist. Man hat ja nicht nein gesagt.
„Keine muss die Heldin spielen. Es ist ok, wenn man mit der Situation überfordert ist.“
Frauen und Mädchen sind nicht dazu da, um Männern zu erziehen. Du weißt nicht ob du mit dem nächsten Spruch eine Grenze überschreitest? Ja, tust du. Deine weibliche Gesprächspartnerin lacht nicht über deine Späße? Sie sind nicht lustig. Dein Gegenüber schweigt und schaut hilfesuchend durch die Gegend? Lass ihr Raum und entschuldige dich zu Nahe gekommen zu sein.
Dana richtet sich mit ihrer Plattform an Männer. Um ihnen zu zeigen, warum Frauen bestimmte Situationen sofort in Alarmbereitschaft versetzen. Es ist eine Plattform, die Männern eine Antwort auf die immerwährende Frage geben soll „was man denn überhaupt noch darf“ und ob sie mit ihrer Anmache charmant oder doch eher creepy sind.
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